Ehrgeizige Klimaziele: Warum die SBTi-Validierung wichtig ist

Nachhaltigkeit in der pharmazeutischen Herstellung

Seit November 2023 ist Vetter Mitglied der Science Based Targets Initiative (SBTi), die sich für die Erreichung globaler Klimaneutralität bis 2050 einsetzt. Wir sprachen mit Lea Jochheim, Climate Strategy Manager bei Vetter, über die Bedeutung wissenschaftlich fundierter Ziele und über die soziale Verantwortung von Unternehmen.

Wir sprachen mit Lea Jochheim, Climate Strategy Manager bei Vetter, über die Bedeutung wissenschaftlich fundierter Ziele und über die soziale Verantwortung von Unternehmen.

Was steckt hinter SBTi - und warum sind wissenschaftlich fundierte Ziele so wichtig?

Lea: Die SBTi ist eine weltweit anerkannte Organisation für Klimaschutzmaßnahmen. Sie unterstützt Unternehmen und Institutionen dabei, Emissionen gezielt und im Einklang mit internationalen Klimazielen zu senken – etwa dem Pariser Klimaabkommen von 2015. Die Mission: Erreichung von Net-Zero Treibhausgasemissionen bis 2050.

Wissenschaftlich fundierte Ziele sorgen dafür, dass Unternehmen ihre Klimaziele nicht einfach willkürlich festlegen können, sondern sich an klaren, wissenschaftlich nachweisbaren Vorgaben orientieren. Etwa denen, des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)).

Diese Vorgehensweise verleiht den Klimastrategien von Unternehmen Struktur und Glaubwürdigkeit. Und hilft ihnen, auf Kurs zur Treibhausgasneutralität zu bleiben.

Warum war es für Vetter wichtig, Mitglied der SBTi zu werden? Sind die anderen Mitglieder bekannt? 

Lea Jochenheim

Effektives Klimamanagement ist kein ‚Nice-to-have‘ mehr, sondern eine geschäftliche Notwendigkeit.

Lea Jochheim, Climate Strategy Manager

Regulatorische Rahmenbedingungen wie die EU-Richtlinie „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) werden strenger und verlangen von Unternehmen, Nachhaltigkeitskennzahlen in einem standardisierten Format offenzulegen. Aber auch Kunden und Industriepartner erwarten mehr Transparenz.

Für Vetter war der Beitritt zur SBTi ein strategischer Schritt:  wir wollten unsere Klimaziele an international anerkannten Standards ausrichten. Als Familienunternehmen stellen wir auch an uns selbst hohe Anforderungen und berücksichtigen die langfristigen Auswirkungen auf zukünftige Generationen.

Die SBTi-Mitgliedschaft ist branchenübergreifend und transparent. Die vollständige Mitgliederliste ist auf der Website der Organisation öffentlich zugänglich. Viele unserer Kunden und Wettbewerber haben sich bereits zu Emissionszielen verpflichtet oder diese validieren lassen.

Was bedeutet die SBTi-Validierung konkret?

Lea: Nachdem sich Vetter 2023 zu den SBTi-Zielen bekannt und eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet hatte, hatten wir zwei Jahre Zeit für die Validierung. Nun sind unsere kurzfristigen Ziele mit einem Zeitraum von zehn Jahren, bestätigt. 

Der Validierungsprozess selbst war anspruchsvoll. Ein Analyst der SBTi überprüfte unsere gesamten Berechnungen, einschließlich einzelner Emissionskategorien und Methoden sowie der organisatorischen Grenzen. Die Validierung bestätigte, dass unsere Vorgehensweise, die auf dem Greenhouse Gas Protocol basiert, solide ist. Dies gibt uns nicht nur extern eine hohe Glaubwürdigkeit, sondern auch intern die Gewissheit, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Zu welchen Zielen hat sich Vetter genau verpflichtet?

Lea: Wir wollen unsere Scope 1 und Scope 2 Emissionen bis 2034 um 58,8 % reduzieren. Dabei dient das Jahr 2021 als Basisjahr. Diese Zahl mag „ungerade” erscheinen, sie basiert jedoch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und wurde extern validiert.

Die Emissionen der Scopes 1 und 2 können wir direkt beeinflussen und können entschlossen sowie proaktiv handeln. Wir setzen gezielte Maßnahmen um und identifizieren Prozesse und Bereiche in denen Optimierungen möglich sind.

Bei Scope 3 wird es komplexer. Diese Emissionen entstehen entlang unserer Lieferkette. Wir können diese zwar nicht direkt steuern, können aber die Maßnahmen unserer Lieferanten beeinflussen. Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass bis 2029 rund 80 % unserer Lieferanten (gemessen an den Beschaffungsausgaben) ebenfalls wissenschaftlich fundierte Ziele vorweisen müssen.

Welche Maßnahmen werden ergriffen, um diese Ziele zu erreichen?

Lea: Schon vor dem Beitritt zur SBTi wurden zahlreiche Nachhaltigkeitsprojekte bei Vetter umgesetzt. Als pharmazeutischer Dienstleister haben wir aufgrund unserer sterilen Produktionsumgebungen und temperaturkontrollierten Lagerung einen hohen Energiebedarf.

Vetter reduziert zunehmend den Einsatz fossiler Brennstoffe und steigert seine Energieeffizienz. Dazu gehört der Austausch veralteter Systeme und die Investition in energieeffiziente Alternativen. Wir prüfen auch Optionen wie die Elektrifizierung und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen wie grünem Wasserstoff.

Aufgrund unseres derzeitigen Wachstums wird unser Energieverbrauch jedoch vorerst weiter ansteigen. Und obwohl wir bereits Photovoltaikanlagen und andere regenerative Energiequellen nutzen, stoßen wir räumlich und baulich an Grenzen.

Letztendlich werden wir wohl immer auf externe Energieversorger angewiesen sein. Aber wir denken langfristig. Deshalb prüfen wir weitere Optionen wie beispielsweise Verträge mit regionalen Anbietern erneuerbarer Energien. Dies könnte uns helfen, unseren Energiemix nachhaltiger und transparenter zu gestalten.

Was sind die nächsten Schritte im Klimamanagement bei Vetter?

Erreichen der Netto-Null-Emissionen

Lea: Nachdem wir nun unsere validierten Ziele festgelegt haben, konzentrieren wir uns auf die Umsetzung. Wir arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen, berichten regelmäßig und prüfen weitere Energieoptionen.

Die SBTi ist dabei ein zentraler Leitfaden, aber nicht der einzige. Wir nehmen ebenfalls an Initiativen wie EcoVadis und dem Carbon Disclosure Project (CDP) teil. Hierzu füllen wir jährlich die gestellten Fragebögen zur transparenten Bewertung aus.

In der heutigen Geschäftswelt müssen sich Unternehmen wettbewerbsfähig und konform aufstellen. Der globale Markt verändert sich, und steigende CO₂-Steuern führen dazu, dass fossile Brennstoffe immer teurer werden. Allein schon deshalb ist das Streben nach mehr Nachhaltigkeit eine kluge geschäftliche Entscheidung.

Unser langfristiges Ziel bleibt klar: Bis 2050 wollen wir Klimaneutralität erreichen. Auch wenn dieses Ziel noch nicht offiziell validiert ist, steht es ganz oben auf unserer Agenda.

Titelbild unseres Nachhaltigkeitsberichts 2024
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