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Im Einsatz für Kunden und die Umwelt

Henryk Badack SVP

Fragen & Antworten zu unseren Nachhaltigkeitsbemühungen mit SVP Henryk Badack.

Im Jahr 2020 gab Vetter bekannt, dass alle europäischen Standorte CO2-neutral geworden sind - wie einzigartig ist diese Leistung unter den Lohnherstellern in der Pharmabranche?

Für jedes Unternehmen auf dieser Welt, unabhängig von seiner Größe, sollte die Verantwortung für die Umwelt einen hohen Stellenwert haben. Initiativen zum Klimawandel gewinnen in der Pharmaindustrie zunehmend an Bedeutung. So haben viele große Pharmaunternehmen in letzter Zeit Programme zur Reduzierung ihrer Klimaauswirkungen angekündigt.

Als ihr Partner erleben wir direkt, dass sie dieses Thema immer ernster nehmen und von ihren Dienstleistern erwarten, dass sie in diesen Bereichen ähnlich handeln. Oftmals ist dies auch Teil der Entscheidungsmatrix unserer Kunden und beeinflusst mit wem sie zusammenarbeiten wollen.

Der Umweltschutz hat bei Vetter einen hohen Stellenwert. Das beweist auch unser Schritt ab 2020 als Unternehmen CO2-neutral zu sein. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass wir nur einen Planeten zum Leben haben. Deshalb müssen wir eine verantwortungsvolle Rolle einnehmen. Diese Verpflichtung gilt nicht nur für heute, sondern, was noch wichtiger ist, für die kommenden Generationen. In der Tat gehört die Welt jedem Einzelnen, und es muss jeder Einzelne verantwortungsvoll damit umgehen.  Jeder, ob Unternehmen oder Einzelperson, muss zu ihrem Schutz beitragen.
 

Der aktuelle Klimaplan der EU sieht vor, dass Europa bis 2050 "der erste klimaneutrale Kontinent der Welt" wird und die Emissionen bis 2030 um mehr als die Hälfte reduziert. Wo rangiert Ihrer Erfahrung nach die Pharmaindustrie in Bezug auf ihre Umweltanstrengungen? Kann die Pharmaindustrie diese Ziele erreichen?

Als sinnvolle Konsequenz der strengen, immer weiter steigenden und absolut verbindlichen Vorschriften der weltweiten Gesundheitsbehörden ist die pharmazeutische Produktion ressourcenintensiv. Am Ende des Tages injizieren Patienten direkt in ihren Körper, was wir und andere Unternehmen unserer Branche täglich herstellen. Dennoch muss unsere Branche, wie alle anderen auch, eine klare Haltung zur Umweltverantwortung einnehmen. Glücklicherweise gehen viele Unternehmen Schritte in Richtung Veränderung - von der Einführung erneuerbarer Energien, über neue Abwasserstrategien bis hin zu nachhaltigen Verpackungsoptionen. Damit leisten wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Emissionen. Außerdem haben wir in verschiedene energieeffiziente und umweltfreundliche Technologien wie Blockheizkraftwerke investiert, was zu einer Gesamteinsparung von über 4.500 Tonnen Kohlendioxid seit 2014 geführt hat. Darüber hinaus haben wir in den letzten zehn Jahren mehr als 100 Effizienzprojekte realisiert. Durch die Investition von mehr als 6,5 Millionen Euro in diese Projekte konnten wir Einsparungen von mehr als 30 Millionen kWh in den Bereichen Strom, Erdgas und Biogas erreichen.


Nach meinem Verständnis ist die Herstellung von Medikamenten sehr belastend für die Umwelt (vor allem in Bezug auf Wasserverbrauch und Emissionen). Wäre es für einen Pharmahersteller überhaupt möglich, ohne Kompensation klimaneutral zu sein?

Als Dienstleister für die Industrie stellen wir für unsere Kunden Arzneimittelprodukte her. Gemeinsam tragen wir dazu bei, die Lebensqualität von Patienten weltweit zu verbessern. Um Patienten, die einen ernsthaften Bedarf an den von uns hergestellten Medikamenten haben, einen ordnungsgemäßen und qualitativ hochwertigen Zugang zu diesen Medikamenten zu ermöglichen, ist es daher zwingend erforderlich, dass wir alle notwendigen Maßnahmen realisieren. Es liegt auf der Hand, dass für die aseptische Herstellung von Medikamenten viele Ressourcen wie automatisierte Luftumwälzung, Wasser und Strom eingesetzt werden müssen.

Bei solch hohen Anforderungen lassen sich Restemissionen nicht vollständig vermeiden. Umso wichtiger ist es, dass wir sie sinnvoll kompensieren. Wo immer es möglich ist, versuchen wir, Optionen zu prüfen und zu realisieren, bei denen wir die regulatorischen Anforderungen auf der einen Seite und den umweltschonenden Einsatz von Ressourcen auf der anderen Seite in Einklang bringen können. Ein solches Beispiel ist die Versorgung aller unserer deutschen Standorte mit CO2-neutralem Strom.

Alles in allem ist es unser zentrales Ziel, in hocheffiziente, ressourcenschonende Technologien zu investieren und diese einzusetzen. Fehlt es am Markt an verfügbaren Lösungen, um diese Energieeffizienz zu erfüllen, dann kompensieren wir Emissionen auf sinnvolle Weise. Dabei achten wir streng auf den Kauf von Emissionsgutschriften, die Ausbaumaßnahmen für erneuerbare Energieprojekte unterstützen. Dafür haben wir konkrete Anforderungen definiert, d.h. wir unterstützen nur Maßnahmen, die die folgenden drei Kriterien erfüllen: Erstens, direkter und vollständiger Bezug zur Produktion von erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne oder Biogas. Zweitens, die Maßnahmen sind nicht älter als zehn Jahre. Drittens, die Zertifikate müssen den Standards des Kyoto-Protokolls bzw. des Pariser Abkommens entsprechen.
 

Das Wort "nachhaltig" wird häufig in Marketingaktivitäten verwendet, was es schwierig machen kann, zwischen echten Umweltbemühungen und "Greenwashing" zu unterscheiden. Wie hebt sich Vetter davon ab?

Nachhaltigkeit ist seit langem ein zentrales Thema in unserem Unternehmen. Als global agierendes Unternehmen mit langer Familientradition hat Vetter eine Verpflichtung zur Corporate Social Responsibility (CSR), die weit über die Regulierungsanforderungen hinausgeht. Diese Verpflichtung zu Nachhaltigkeit, Compliance und sozialer Verantwortung ist kontinuierlich. Dafür können wir einige Belege liefern: Bereits vor zehn Jahren haben wir unsere Bemühungen um eine nachhaltige Unternehmensentwicklung verstärkt. Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz gehörten und gehören bis heute und auch in Zukunft zu den Kernpunkten unserer Unternehmensphilosophie. Mit der Einführung eines Managementsystems für diese Bereiche haben wir wichtige Strukturen und Prozesse geschaffen. Sie reichen von der Ernennung von Umweltmanagementbeauftragten über moderne Arbeitsbedingungen und effiziente Produktionsabläufe bis hin zum Abfallrecycling. Diese Systeme wurden mehrfach erfolgreich nach verschiedenen fachlichen Industrienormen wie ISO 140001 und ISO 50001 zertifiziert.

Das größte Nachhaltigkeitsprojekt, das wir in den letzten Jahren umgesetzt haben, ist unser Zentrum für Optische Kontrolle und Logistik in Ravensburg, das 2018 mit dem internationalen Branchenpreis Facility of the Year Award (FOYA) als Facility of the Future ausgezeichnet wurde. Der Standort setzt konsequent ein nachhaltiges Energiekonzept um, das eigens von unseren internen Experten entwickelt wurde. Dazu gehören der Betrieb eines modernen, umweltfreundlichen Blockheizkraftwerks, die Nutzung von Geothermie und die umfassende Nutzung von Überschussenergie sowie leistungsstarke Photovoltaikanlagen, die energieeffizient kombiniert werden.
 
Darüber hinaus haben wir mit der Stadtverwaltung und lokalen Organisationen Initiativen gebildet, um die Umweltbelastung durch Pendler zu verringern und unsere Mitarbeiter zu motivieren, auf dem Weg zur und von der Arbeit alternative Verkehrsmittel zu nutzen. Mit der Einführung entsprechender Mobilitätskonzepte für unsere Mitarbeiter, zu denen auch moderne Stellplätze für Fahrräder gehören, gehen wir einen weiteren Schritt in Richtung eines grünen Unternehmens. Die neuen Fahrradabstellanlagen sind witterungsgeschützt und enthalten mehr Abstellfläche als bisher, sowie Akkuladestationen für E-Bikes und Werkzeugsets für kleinere Reparaturarbeiten. Darüber hinaus bieten wir auch Ladestationen für die Elektro- und Hybridfahrzeuge unserer Mitarbeiter an. Dies sind nur zwei Beispiele für unser Engagement.

Die neuen Fahrradständer sind witterungsgeschützt und enthalten mehr Abstellfläche als bisher, sowie Akkuladestationen für E-Bikes und Werkzeugsets für kleinere Reparaturarbeiten. Darüber hinaus bieten wir auch Ladestationen für die Elektro- und Hybridfahrzeuge unserer Mitarbeiter an. Dies sind nur zwei Beispiele für unser Engagement.

Für unsere Aktivitäten in den Bereichen Umwelt, Energiemanagement und Arbeitssicherheit wurden wir kürzlich erneut zertifiziert. Unsere zertifizierten Managementsysteme helfen uns, unsere Leistungen auch in diesen wichtigen Bereichen kontinuierlich zu verbessern. Gleichzeitig bestätigen erfolgreiche Rezertifizierungen wie die genannten, dass unser langfristiges Engagement für Umweltschutz, gute Arbeitsbedingungen und effizienten Ressourceneinsatz die Anstrengungen unserer Nachhaltigkeitsinitiativen wert sind. 
 

Sind nachhaltige Maßnahmen mit höheren Kosten verbunden? Wie gleicht Vetter diese Kosten aus und bleibt gleichzeitig wettbewerbsfähig im Vergleich mit anderen Auftragsfertigern?
 
Nachhaltigkeit bietet große Chancen, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Auch wenn anfangs zusätzliche Kosten anfallen, zahlt es sich aus, da es einen erheblichen Einfluss auf den Ruf eines Unternehmens hat und gleichzeitig dazu beiträgt, seine gesellschaftliche Verantwortung zu erfüllen. Nachhaltigkeit hilft einem Unternehmen auch, attraktiver für bestehende und potenzielle Kunden, Partner und Mitarbeiter zu sein.

Frühzeitiges und innovatives Handeln in diesen Bereichen kann zukünftige Kosten reduzieren und gleichzeitig den Wert eines Unternehmens steigern, egal in welcher Branche es tätig ist.